Strategien mit Aktien, Aktienanalyse, Aktienauswahl, Branchen am Aktienmarkt, Geschäftsbericht, Finanzkennzahlen, Hauptversammlung
Aktienauswahl
nach dem qualitätsorientierten Value-Ansatz
Kaufen Sie Aktien genauso wie Lebensmittel, im Sonderangebot.
Christopher Browne, Value Investor
Wenn Sie sich Ihr Aktiendepot selbst zusammenstellen wollen, finden Sie hier einige Tipps. Sie orientieren sich am qualitätsorientierten Value-Ansatz. Dieser ist nach unserer Meinung der ideale Ansatz für die Aktienauswahl im eigenen Aktiendepot.
- Bitte lesen Sie zur Einführung in den qualitätsorientierten Value-Ansatz die Beschreibung auf Strategien mit Aktien/ 2.2.1. Value-Ansatz
- Unter Aktienanalyse sind auf einen Blick die Geldflüsse im Unternehmen dargestellt
- Unten auf dieser Seite finden Sie die wichtigsten bewährten Auswahlkriterien
- Unter Branchen am Aktienmarkt sehen Sie Hinweise, in welchen Branchen man die besten Value-Aktien findet
- Im Abschnitt Geschäftsbericht finden Sie einen Überblick über Informationen, die Sie aus Geschäftsberichten erhalten können
- Unter Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Kapitalflussrechnung und Segmentberichterstattung ist am Beispiel der Müller AG zusammengestellt, welche Informationen Sie aus diesen Publikationen bekommen können, insbesondere durch die Berechung einiger Finanzkennzahlen
Für die Aktienauswahl haben sich eine Reihe von Kriterien über eine Vielzahl von Jahren bewährt. Die hier genannten Kriterien beziehen sich auf den qualitätsorientierten Value-Ansatz, bei dem man Qualitätsunternehmen zu einem günstigen Preis sucht. Erfolgreiche Value-Investoren wie Warren Buffet (Berkshire Hathaway) verwenden ähnliche oder sogar teilweise die gleichen Kriterien.
Aktienauswahlkriterien
1. Geschäftsmodell mit nachhaltigem Wettbewerbsvorteil
Suchen Sie nach Unternehmen, die
- etwas besonders gut können und viel besser als alle Konkurrenten
- die im Markt „unersetzbar“ sind, so dass die Kunden automatisch zu ihnen kommen
- für deren Produkte die Kunden gerne viel bezahlen
- die sich in ihrem Markt ein sehr gutes Image aufgebaut haben
- deren Produkte ständig und am besten unbedingt gebraucht werden
- sehr viele Kunden haben (breite Diversifikation) ; falls die Kunden Firmen sind, sollten sie aus verschiedenen Branchen kommmen
Idealerweise sollten diese Unternehmen auch
- sich ihre Lieferanten aussuchen können und mit ihnen günstige Preise aushandeln können
- relativ wenig Kapital für ihr Geschäft benötigen
Das Unternehmen kann ohne weiteres
- langweilige Produkte anbieten (die aber gebraucht werden !)
- ein etwas „angestaubtes“ Image haben (solange die Produkte up-to-date und gefragt sind )
- in der Bevölkerung unbekannt sein (solange es unter seinen Kunden angesehen ist)
Punkt 1. (Geschäftsmodell mit nachhaltigem Wettbewerbsvorteil) ist vielleicht der wichtigste Punkt von allen. Um dies beurteilen zu können, sind schon gewisse Branchenkenntnisse erforderlich.
2. Gutes und bewährtes Management / Unternehmensstrategie
Die Qualität des Managements (des Vorstands) lässt sich von außen schwer beurteilen.
Achten Sie daher bei der Aktienauswahl darauf
- wie lange das Management im Amt ist
- wie sich das Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt hat (Umsatz und insbesondere Gewinn)
- ob in der Vergangenheit größere Investitionen in neue Gebäude, Maschinen und Forschungsprojekte erfolgreich waren
- ob es Übernahmen anderen Firmen gab, wie diese begründet wurden und wie erfolgreich sie waren
- ob es „das Ohr am Markt“ hat oder Markt- und/oder Technologietrends verschläft
- ob das Management dazu tendiert, durch Übernahmen und Großinvestitionen sich selbst ein Denkmal zu setzen
- ob häufig Gewinnprognosen des Managements nach unten korrigiert werden mussten
- ob das Management (auch außerhalb des Geschäfts) in Skandale verwickelt war
- was Sie von Mitarbeitern über die Unternehmenskultur und das Management hören
- insbesondere wenn das Management noch nicht lange im Amt ist: ob es sich in den vorigen Funktionen bewährt hat
Lesen Sie im Geschäftsbericht den Brief an die Aktionäre (meist am Anfang) und prüfen Sie, ob das Management
- auf die Geschäftsentwicklung eingeht, Stärken und Schwächen herausarbeitet oder vor allem sich selbst lobt
- eine schlechte Geschäftsentwicklung auch offen darstellt, ohne zu beschönigen
- nicht immer die Ursachen für eine schlechte Geschäftsentwicklung bei anderen oder bei Marktentwicklungen sucht
- Fehler offen zugibt und Lösungen anbietet und diese auch erfolgreich umsetzt
Prüfen Sie, ob das Management sich aktionärsfreundlich verhält
- Sind die Managementgehälter überhöht (bei mäßiger Leistung) ?
- Sind die Anreizsysteme (Aktienoptionen, Bonusziele) im Sinne der Aktionäre ?
- Wird eine angemessene Dividendenpolitik betrieben ?
- Werden (im Falle hohe Liquiditätsbestände) Aktienrückkäufe in Betracht gezogen oder sogar durchgeführt ?
Betrachten Sie die Strategie des Unternehmens und prüfen Sie ob
- Sie die Einschätzung des Marktes und des Marktpotentials, die der Strategie zugrundeliegt, nachvollziehen können
- Sie das geplante Umsatz- und Gewinnwachstum für realistisch halten
- Sie geplante Investitionsvorhaben für sinnvoll halten; wird im richtigen Marktsegment investiert und trauen Sie dem Unternehmen zu, dass es die Investitionssumme wieder „einspielt“?
- das Unternehmen eine „me too“-Strategie verfolgt, also das gleiche macht wie die Konkurrenz
3. Möglichst geringe Abhängigkeit von äußeren Einflüssen
Meiden Sie möglichst Unternehmen, die
- besonders konjunkturabhängig (zyklisch) sind; Beispiel: Stahlindustrie
- besonders abhängig sind von Rohstoffen, die im Preis stark schwanken
- einer sehr strengen staatlichen Regulierung unterliegen, die die Preise mit einschließt; Beispiel: Energieversorger, Telecom-Netzbetreiber
4. Finanzielle Solidität und Ertragskraft
Achten Sie bei der Aktienauswahl besonders auf folgende Kennzahlen (Berechnung siehe Finanzkennzahlen):
Finanzielle Solidität:
- Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Bilanzsumme (mindestens 30-40%)
- Gearing = Nettofinanzverschuldung / Eigenkapital (nicht höher als 1,5)
- Dynamischer Verschuldungsgrad = Nettofinanzverschuldung / EBITDA (nicht höher als 2,0)
Ertragskraft/ Cash Flow:
- EBITDA-Marge = EBITDA/ Umsatz (Mehrjahresvergleich: Steigt oder fällt der Wert? Ist er stabil oder schwankt er stark? Sollte mindestens 10-15% sein)
- EBIT-Marge = EBIT/ Umsatz (Mehrjahresvergleich: Steigt oder fällt der Wert? Ist er stabil oder schwankt er stark? Sollte mindestens 8-10% sein)
- Gewinnmarge = Jahresüberschuss nach Steuern/ Umsatz (Mehrjahresvergleich: Steigt oder fällt der Wert? Ist er stabil oder schwankt er stark?)
- Free Cash Flow = Betrieblicher Cash Flow nach Working Capital-Veränderung – Investitionen (vereinfacht: EBITDA – Investitionen); (Mehrjahresvergleich: Ist der Wert in den meisten Jahren positiv ?)
- Eigenkapitalrendite (Return on Equity) = Ergebnis nach Steuern / Eigenkapital (sollte über 10% im mehrjärhigen Durchschnitt sein)
Bewertungskennzahlen:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price-Earnings-Ratio) = Aktienkurs / Gewinn je Aktie
- Gewinn je Aktie = Ergebnis nach Steuern / Anzahl Aktien
- Marktkapitalisierung (=Börsenkapitalisierung) = Aktienanzahl x Aktienkurs
- Dividende je Aktie = Dividendenausschüttungssumme/ Anzahl Aktien
- Dividendenrendite = Dividende je Aktie / Aktienkurs
- Enterprise Value (betrieblicher Unternehmenswert) = (Anzahl Aktien x Aktienkurs)+Nettofinanzverschuldung
- EV/ EBITDA (Enterprise Value/ Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)= Enterprise Value / EBITDA
- Free Cash Flow-Rendite (Free Cash Flow Yield) = Free Cash Flow / Enterprise Value